Leben mit HIV

Warum ich die Akademie Waldschlösschen jedem empfehlen kann

Donnerstag, 14. November 2018 11:30 Uhr. Langsam mache ich mich auf den Weg in Richtigung Berliner Hauptbahnhof. Es ist wieder Zeit, Zeit für´s Waldschlösschen.

Im November findet in der Akademie Waldschlösschen immer das „große“ Bundesweite Positiventreffen statt.

Die Akademie Waldschlösschen gibt es schon recht lange, um genau zu sein seit 1981.

Die Akademie sagt von sich selbst:

„Wir sind ein Ort der Begegnung, der sich der Humanisierung der Gesellschaft verpflichtet fühlt“

Neben dem „großen“ Positiventreffen im November veranstaltet das Waldschlössschen im Jahr mehrere Bundesweite Positiventreffen. Bei manchen Treffen geht es um den Berufsalltag von HIV-positiven Menschen. Ein Treffen im Jahr ist auch ausschließlich für Jungpositive reserviert (das einzige Treffen mit einer Altersbegrenzung). Hier können sich junge HIV-positive Menschen bis 30 Jahren anmelden.

Oder auch Anfang des Jahres immer die Positiven-Universität, bei der mehr aktivistisch gearbeitet wird.

Bei den allermeisten Treffen bekommt man sogar Reisekosten erstattet. Die treffen werden immer von der Akademie selbst, dem Verein positiv e.V. und der Deutschen Aids-Hilfe ausgerichtet.

Ich kann mich noch ganz genau an mein erstes mal in der Akademie Waldschlössschen erinnern. Ich bin damals mit dem Auto hingefahren, auf der Autobahn bis nach Göttingen ist ja alles recht einfach. Dann lotzste mich mein Navi wieder aus der Stadt heraus, durch ein paar Dörfer und über Landstraßen.

Hmm, war ich hier überhaupt richtig? So mitten in der Pampa?

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Irgendwann fuhr ich eine ganze Weile durch ein Waldstück, eigentlich müsste ich jetzt da sein, aber außer Wald, nichts zu sehen.

Auf ein mal, nach einer Kurve im Wald auf der Landstraße, erschien ein Haus. Davor drei Fahnenmasten mit Flaggen die auf die Akademie Waldschlössschen hinwiesen. Ich war da, das Navi hatte doch recht mit dem Weg.

Dort angekommen parkte ich mein Auto auf dem großen Parkplatz auf der gegenüberliegenden Seite.

Ich war nervös, sehr nervös!

Ich ging hinein und die nervösität steigerte sich ins unermessliche. Damals war ich zwar schon sehr lange HIV-positiv aber ich hatte mich, bis auf bei meinem Schwerpunktarzt, nie wirklich mit der ganten Thematik auseinander gesetzt. Ich war positiv, nahm regelmäßig meine Medikamente, ging einmal im Quartal zum Schwerpunktarzt und das wars.

Für mich, zu dem damaligen Zeitpunkt, völlig ausreichend.

Ich kam also in das Haus rein und betrat diesen großen, alten, mit altem Holzfußboden knarrenden Speisesaal. Gleich wurde ich quasi an die Hand genommen. Ich habe einen Zimmerschlüssel bekommen und habe alles gezeigt bekommen.

So langsam legte sich die nervösität wieder.

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Nach dem ich mein Zimmer bezogen hatte ging ich wieder runter in den großen Speisesaal, nahm mir ein Kaffee und setzte mich erst mal an einen der Tische und beobachtete. Kenne ich hier vielleicht doch jemanden? Zu dem Zeitpunkt hatte ich ja so gut wie keinen Kontakt zu anderen positiven, dachte ich zumindest, aber wie sagt man so schön „Der Teufel ist ein Eichhörnchen“.

Ich kannte aber erst mal niemanden, das machte aber nichts. Es dauerte aber keine 10 Minuten und ich saß nicht mehr alleine dort. Prompt gesellten sich andere Menschen zu mir die schon öfter dort waren, scheinbar sah man es mir an, dass ich das erste mal dort war. Und auf einmal war von der Nervösität nichts mehr zu spüren, ich war angekommen.

Das Waldschlösschen damals 2012 war für mich persönlich der Startschuß meiner aktivistischen arbeit im Bereich HIV/AIDS.

Ich bin zum Beispiel auch in dem Buddy Projekt der Deutschen Aids-Hilfe aktiv. Das ist ein Projekt in dem sich Menschen die gerade frisch ihr HIV-positives Testergebnis bekommen haben, sich so zu sagen an die „alten“ positiven wenden können, an die Hand genommen werden für die ersten Schritte in ihrem neuen positiven Leben.

Wenn ich mich dann in dem Projekt mit jemandem neuem treffe, empfehle ich eigentlich auch immer das Waldschlössschen und die Bundesweiten Positiventreffen. Es ist einfach ein Ort der Erholung, ein Ort der Begegnung, ein Ort der trauer, ein Ort des sich selbst neu entdecken, man kann sein wer man ist, man muss sich nicht verstellen, ein Ort bei dem man, wenn man dann öfter dort war, seine zweite Familie wieder trifft. So zum Beispiel geht es mir oft.

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Irgendwann kennt man nicht nur viele der Teilnehmer sondern z.B. auch die Frauen und Männer aus der Küche, mit denen man sich, wenn es die Zeit erlaubt, auch gerne mal mit einem Kaffee nach dem Mittagessen privat unterhält.

Es ist ein Ort, in dem jede/r selbst sein kann und genau das ist die Magie des Waldschlössschen.

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Und genau deswegen kann ich das Waldschlössschen wirklich jedem nur empfhelen!

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