2. Tag – Positive Begegnung (PoBe) 2018 in Stuttgart
Nach langen und teilweise intensiven Gesprächen bis hin zum späten Abend bzw. in die Nacht, startet der 2. Tag der Positiven Begegnungen hier in Stuttgart im Maritim Hotel mit einem sehr reichhaltigen Frühstück.
Heute, nun am ersten vollen Tag der Positiven Begegnung 2018 (auch PoBe genannt), geht es los mit sechs Themensträngen die sich über die komplette Konferenz ziehen.
Unter anderem kann man in den folgenden Themenstränge mitarbeiten:
- Alltagsrealitäten des Lebens mit HIV
- Bilder von HIV
- HIV, Leben und Politik
- Selbsthilfe und Aidshilfen
- Sexlife
- Sexualität_en
Hier eine kleine Zusammenfassung von unserem Mitglied Sebastian B. der den Themenstrang HIV, Leben und Politik besucht hat:
„HIV“ ist längst nicht mehr nur ein Thema von Gesundheitspolitik. Auf Grund eines rauer gewordenen politischen Klimas in Deutschland (aber auch Europa und in der Welt), ist es von Nöten, für mehr Rechte einzutreten. Der Dauerbeschuss durch den Rechtsruck gegen Minderheiten und LGBTIQ*-Themen, ist nicht zu akzeptieren.
Welchen Einfluß hat der Rechtsruck in Deutschland?
„Rassismus“ ist kein neues Phänomen. Das Problem „Rassismus“, kann man nicht einfach ignorieren. Sondern wir müssen kollektiv dagegenhalten! In den letzten drei Jahren hat der Alltagsrassismus deutlich zugenommen. Rechtsorientierte Demonstrationen haben sehr stark zugenommen (Pegida, AfD, Neonazis). Es gibt auch einen stärkeren Einfluß von rechtsextremen Gruppierungen in Betriebsräten und anderen Organisationen. Ein „Schweigen“ macht dabei keinen Sinn. Weil rechte Gruppierungen dadurch frecher werden in ihren Äußerungen. Das bedeutet eben, daß dagegen gehalten werden muss! In dem Argumente von Rechtsextremen widerlegt werden, damit diese Gruppierungen, an Boden verlieren.
Auch ein Umdenken bei Menschen mit Migrationshintergrund, muss eintreten. Wir verlieren in Deutschland sehr viele Kompetenzen auf Grund des Asylverfahrens. Diese Menschen kommen mit einer großen Motivation zu uns und können erst einmal für sehr lange Zeit nichts machen. Bei Menschen mit Migrationshintergrund die irgendwann einen deutschen Pass besitzen, kommen meistens die Parteien nicht auf den Gedanken, sie für Wahlen zu gewinnen. Verschenkte Wählerstimmen. Rechte Parteien dagegen fischen gerne auch bei rechtsgesinnten Ausländer_innen um dann zu argumentieren, sie haben nichts gegen diese Menschen mit Migrationshintergrund, diese beteiligen sich ja bei ihnen (rechtsextreme Gruppierungen)
(Beispiel: serbische Nationalisten, etc.). Informationen zum Wahlrecht fehlen ebenso.
Die AfD vergiftet das Politische- u. Verwaltungsklima in Deutschland. Es führt dazu, daß viele Sachen nicht richtig umgesetzt werden (Beispiel LGBTIQ*-Aktionsplan). Die AfD pöbelt und versucht Vereine, etc. in ein schlechtes Licht zu stellen und Minderheiten gegeneinander auszuspielen, ja sogar öffentliche Finanzierungen zu kappen.
Gerade das Ausspielen ist kennzeichnend für die AfD. Hier muss die (HIV-) Community zusammen- und gegenhalten!
Im Themenstrang Sexualität_en war unser Mitglied Marcel K. dabei und kann folgendes berichten:
Es ging um die Erweiterung von Denkräumen hinaus aus dem Zweigeschlechtlichen denken und dem Stopfen von im Themenstrang sogenannten „Schwarzen Löchern“. Hiermit sind gemeint, in den Köpfen festgelegte Normen, welche ein Denken über diese Normen raus verhindern und mögliche Diskussionen in den Normen verharren lassen (Die Diskussionen sozusagen, wie ein Schwarzes Loch einsaugen.).
Weiterhin gab es ein ganzheitliches Programm, in welchem mit den eigenen sexuellen Biografien gearbeitet wurde, sowie Körpererfahrung und eine kunsttherapeutische Einheit angeboten wurde. In den Biografien wurden Verbindungen und Unterschiede zwischen den Generationen festgestellt. Bei der Körpererfahrung hatte mensch die Möglichkeit sich selbst einmal von außen zu betrachten und seine Körpergrenzen zu spüren. Die Kunsttherapie wiederum, gab mensch die Chance, sich und seine Sexualität_en Künstlerisch auszuleben.
Zusätzlich wurden in einer Podiumsdiskussion noch weitere Anreize für das Denken aus Normen hinaus geschaffen, indem die Themen Trans-/Interrechte, Sexarbeiter*innenrechte, Schuld & Sühne in schwuler Sexualität, HIV & Strafverfahren sowie „Keine Rechenschaft für Leidenschaft“ thematisiert und diskutiert wurden.
Insgesamt war der Themenstrang ein bunter Blumenstrauß, welcher tolle Denkanstöße bot und sowohl Kopf, als auch Körper ansprach und damit ganz verschiedene Perspektiven auf das Thema Sexualität_en bot.
Am Abend ging es dann zum jährlichen Sommer-Straßenfest der Stuttgarter Aids-Hilfe die alle Teilnehmer*innen der Positiven Begegnungen eingeladen haben.
Nach einem schönen Abend auf dem Straßenfest mit kühlen Getränken, Stuttgarter Spezialitäten sowie live Musik, ging es dann nach einem kleinem Absacker an der Hotelbar, auch ins Bett.
Am Samstag steht ein weitere Tag mit vollem Programm bereit, am Nachmittag wird es sogar eine Demonstration durch die Innenstadt Stuttgart’s geben um unsere Botschaften nach außen zu tragen.
geschrieben von:
Christoph S. Vorstandsmitglied seit 2017
Sebastian B. Mitglied seit 2018
Marcel K. Mitglied seit 2018