Blickpunkt

Gedanken zu 50 Jahre Stonewall

28.Juni1969

Nachts, 1.20Uhr. Die Schwulen, Transvestiten und DragQueens hatten die Schnauze voll. Sie wollten die schikanösen Razzien nicht mehr hinnehmen. Seit langer Zeit wurden auch die Gäste des Stonewall Inn in der Christopher Street schikaniert und diskriminiert. Razzien fanden ohne Grund statt und die Gäste wurden polizeilich erfasst. Es kam zu gewaltsamen Übergriffen. Teilweise zu Verhaftungen und Anklagen wegen „anstößigen Verhaltens“. Wieso? Weil die Menschen im Stonewall Inn anderes waren. Aber in dieser Nacht brachte der eine Tropfen das Fass zum Überlaufen.

Als es wieder zu einer Razzia im Stonewall Inn kommen sollte wollten sich die Schwulen, Transvestiten und DragQueens nicht mehr so behandeln lassen – und sie wehrten sich. Zum ersten Mal in der Geschichte erhoben die Homosexuellen nicht nur ihre Stimme, sondern widersetzten sich auch körperlich der Willkür und den Schikanen der Polizei. Es kam zu Auseinandersetzung, Straßenkämpfen und Aufständen.

Es war der Anfang einer homosexuellen Bewegung, einer queeren Community, die sich ein Jahr später mit einem Marsch von Greenwich Village zum Central Park die Tradition des Christopher Street Days / Gay Prides gab. Es war der Beginn einer Bewegung, in der Menschen die „anders lieben“ und „anderes waren“ für ihre Liebe und ihr Leben anfingen zu kämpfen. Schwule, Transvestiten und DragQueens fingen an stolz zu sein – auf sich, ihre sexuelle Orientierung und ihren – ganz persönlichen – Lebensstil. Es bildete sich eine Community, die eins vereinte: der Kampf für die Anerkennung des eigenen Lebensstils und für gleiche Rechte!

28. Juni 2019

50 Jahre sind seit Stonewall vergangen. In Deutschland haben wie mittlerweile die „Ehe für alle“. Doch noch immer denkt die Gesellschaft binär – es scheint nur männlich und weiblich zu geben. Trans*Menschen und Menschen, die anders lieben als es die binäre Gesellschaft bisher kannte, werden von der Seite angeschaut – noch immer oder schon wieder? Homosexuelle immer noch diskriminiert. Immer wieder werden konservative Stimmen laut, die nur binär denken wollen und Vielfalt verhindern wollen. Homosexuelle, Transvestiten, DragQueens und Trans*Menschen werden wieder vermehrt im Alltag schikaniert und diskriminiert. Dazu kommt das Thema HIV, was oft eine Mehrfachdiskriminierung und -stigmatisierung zur Folge hat. Irgendwie fühlt es sich wieder an wie 1969…

Doch wo ist die Community von 1969 heute? Sie scheint zersplittert, jede*r für sich ihr*sein Schäfchen in Sicherheit bringen zu wollen. Doch sollten wir bei dem, was uns als Queer-Community wieder begegnet nicht eher wieder zusammenfinden? Wieso kämpfte jede*r für sich selbst anstatt dass wir unsere Kräfte vereinen und gemeinsam für Vielfalt eintreten? Lasst uns doch egal sein wer wen liebt und wer sich als was fühlt. Schwul, bi, lesbisch, hetero, Mann, Frau, Trans – eins ist uns allen gleich: Wir sind Menschen! Lasst uns als solche doch für Queer-sein und Vielfalt gemeinsam kämpfen und uns gegen konservative Vorstellungen wehren!