Welt-AIDS-Tag 2020 – ein Tag in Zeiten einer Pandemie
1988 – die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ruft zum ersten Mal den Welt-Aids-Tag (WAT) aus.
Seit einigen Jahren muss sich die Wissenschaft und Gesellschaft mit einem Virus beschäftigen, der Menschen innerhalb kürzester Zeit krank macht, sterben lässt. Übertragungswege, Auswirkungen, Langzeitwirkungen – unbekannt. Dieser Virus macht Angst, schränkt ein, wirft das bisherige Leben über den Haufen und teils aus der Bahn.
Mit und an diesem Tag soll an das Thema AIDS erinnert, Solidarität für Menschen mit HIV und AIDS und deren Angehörigen geweckt und allgemein zum „aktiv sein“ aufgerufen werden. An diesem einen Tag soll dieses Thema, das in den letzten Jahren immer mehr aus dem Alltag und der gesellschaftlichen Wahrnehmung verschwunden ist, wieder präsent sein. Und wir erinnern die Verantwortungsträger*innen in Politik, Massenmedien, Wirtschaft und Gesellschaft an eben genau diese Verantwortung.
Von Anfang an stand und steht der WAT unter einem besonderem Motto, an welchem sich die Aktivitäten der AIDS-Organisationen, der Selbsthilfe-Organisationen und aller Aktivist*innen orientieren können. Und was waren da nicht alles für Mottos dabei…
„Schließt Euch den weltweiten Bemühungen an“, „Unser Leben, unsere Welt – lasst uns für einander sorgen“, „Frauen und AIDS – Passt wie die Faust aufs Auge“, „Gemeinsam die Herausforderung annehmen“, „Eine gesellschaftliche Verpflichtung“, „Zeit zu handeln“, „Familien kümmern sich“, „Gemeinsame Rechte, gemeinsame Verantwortung“, „Eine Welt – eine Hoffnung“, „Kinder in einer Welt mit AIDS“, „Impulse für den Wandel – Welt-AIDS-Kampagne mit jungen Menschen“, „Einander zuhören, voneinander lernen, miteinander leben – Welt-AIDS-Kampagne mit Kindern und jungen Menschen“, „AIDS: Männer stellen sich der Verantwortung“, „AIDS – das geht mich an … Dich auch?“, „denkwürdig / Ausgrenzung macht krank“, „Leben und leben lassen / Ausgrenzung abwehren“, „Frauen, Mädchen, HIV und AIDS“, „Gemeinsam gegen AIDS. Wir übernehmen Verantwortung – für uns selbst und andere“; „Positiv zusammen leben – Aber sicher!“, „Du hast HIV? Damit komme nicht ich klar. Streich die Vorurteile.“
Hatte in den ersten Jahren jedes Jahr noch sein eigenes Motto, kam es in den letzten Jahren auch vor, dass es Mottos gab, die über mehrere Jahre bestanden.
Macht dies Sinn – dem WAT ein Motto zu geben und dies unter Umständen über mehrere Jahre zu thematisieren? Wieso nicht? Mit dem WAT soll die Gesellschaft für das Thema HIV und AIDS sensibilisiert werden. Veraltete Bilder vom Leben mit HIV, Vorurteile sollen abgebaut werden. Solidarität, Verständnis und Akzeptanz geweckt werden. Und dies weltweit. Da kein ein weltweites Motto nicht schaden. Und an diesem Motto lässt sich ja dann auch weit auslegen. Es kann regional angepasst werden. Und unter Umständen kann man auch was ganz anderes machen…
Seit 1996 organisiert UNAIDS global gesehen den WAT. In Deutschland sind die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die Deutsche Aidshilfe (DAH) und die Deutsche AIDS-Stiftung (DAS) massgeblich verantwortlich. Aber letztendlich macht jede Organisation, jede*r Aktivist*in das, was sie*er an diesem Tag für richtig und wichtig hält.
Was hatten wir in diesem Jahr zum Beispiel nicht alles geplant – sowohl auf das gesamte Jahr, wie auch auf den WAT bezogen.
Aktionen zum 1. Mai, die Beteiligung am Candlelight Memorial, der Stand zum lesbisch-schwulen Straßenfest, diverse CSDs, die Teilnahme am Folsom, die Floßfahrt, die Teilnahme am Sportfest „Setz ein Zeichen“ von Vorspiel e.V., die zweiteilige medizinische Infoveranstaltung, diverse unserer Stammtischtermine – alles musste abgesagt werden. SARS-COV-19 sei dank…
Zum Glück konnten wir aber auf Einladung der DAH an der Themenwerkstatt „HIV im Erwerbsleben“, am CSD in Frankfurt (Oder) / Slubice, an der Gründung von AktHIV.de und dem Netzwerketreffen in München teilnehmen. Nicht zu vergessen die Aktion und der Austausch mit Jugend gegen Aids. So ganz untätig waren wir also trotz aller Einschränkungen und Beschränkungen dann doch nicht.
Und auch für den WAT hatten wir uns im Laufe des Jahres einiges vorgenommen. Schon seit dem WAT 2019 war auch in diesem Jahr wieder ein Info-Stand im Chamäleon-Theater geplant. Wir wollten vor der Vorstellung und danach, und natürlich auch in der Pause, über HIV und das Leben mit dem Virus mit den Besucher*innen ins Gespräch kommen. Dazu sollten alle eine kleine Info-Mappe auf dem Platz vorfinden und wir vor der Vorstellung kurz von der Bühne aus vorgestellt und so auf uns aufmerksam gemacht werden. Im Laufe des Jahres sollte diese Aktion dann erweitert werden. Dazu wurden wir von dem Blogger von flosithiv.com Florian zu einem Info-Stand eingeladen. Aber, auch hier, dank SARC-COV-19 abgesagt. Eine angedachte Radio- und Tageszeitungsaktion, wie auch die Teilnahme an der Aktion #wissenverdoppeln der DAH waren auch aus finanziellen Gründen nicht möglich. Aber wir hatten was vor…
Und nun? Nur dieser Artikel. Und womit soll mensch ihn füllen?
Und wie könnte das diesjährige Motto des WAT sein? „Wir halten weiter / erneut durch!“?
So oder so, der WAT soll daran erinnern, dass die HIV-/AIDS-Pandemie weiterhin besteht.
2020 – die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ruft eine Pandemie aus.
Seit einigen Monaten muss sich die Wissenschaft und Gesellschaft mit einem Virus beschäftigen, der Menschen innerhalb kürzester Zeit krank macht, sterben lässt. Übertragungswege, Auswirkungen, Langzeitwirkungen – unbekannt. Dieser Virus macht Angst, schränkt ein, wirft das bisherige Leben über den Haufen und teils aus der Bahn.
Muss die WHO in einigen Jahren auch einen Welt-SARS-COV-19-Tag ausrufen?
Wie in den 1980er-Jahren ist die Gesellschaft wieder mit einer Pandemie konfrontiert. Aber das, was in Bezug auf HIV und AIDS in den letzten Jahren / Jahrzehnten bewältigt wurde, was aus dem Umgang mit dem Virus und dem Leben damit erkämpft und erarbeitet wurde – können wir es auch auf diese Pandemie übertragen? Oder sind wir wieder kurz davor unsere Gesellschaft zu spalten, Menschen mit dem Virus auszugrenzen, zu diskriminieren und stigmatisieren? Haben wir denn so gar nichts gelernt?
Nehmen wir uns doch zum heutigen WAT, egal wie wir ihn begehen und was an Aktionen möglich ist, eins vor:
Stellen wir uns gegen jegliche Diskriminierung und Stigmatisierung von Menschen und lassen uns in dieser aktuellen Pandemie nicht spalten, sondern sind auch hier in der Aufklärung und Information beharrlich – wie wir es schon immer bei HIV und AIDS waren und bis heute sind.