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Barcamp „Tag der Selbsthilfe“

Hallo liebe Community,
ich berichte von unserem ersten Barcamp vom 30.08.2024 – 01.09.2024 (Tag der Selbsthilfe) und unter den Teilnehmern & Teilnehmerinnen wurden vier sehr kritische Fragen gestellt:

Was kann man sich unter dem Begriff Barcamp vorstellen?

Der Begriff Barcamp ist eine offene Form von Tagung, in der die Teilnehmer & Teilnehmerinnen vor Beginn die Themen selber festlegen und im Verlauf der Tagung weiterentwickeln können und sollen.

Ist Selbsthilfe eine Selbstverständlichkeit für uns alle, oder ist es die Aufgabe von uns Allen Selbsthilfe zu leben und zu gestalten? Und das mit all Ihren Facetten?
Selbsthilfe ist nicht selbstverständlich, sondern es ist eine Aufgabe von unserer Selbsthilfe Community, die sich untereinander unterstützt und füreinander da ist, damit sich niemand alleine gelassen fühlt.

Welche Bedürfnisse bzw. welche Unterstützung braucht jede einzelne Person von der Selbsthilfe?
Zu dieser Frage gibt es sicherlich viele Antworten, aber ich denke, das wichtigste Bedürfnis ist, dass wir alle haben, dass wir gesehen werden und dass wir uns aufgehoben fühlen in der Community der Selbsthilfe.

Ist die Notwendigkeit gegeben, einen Dachverband zu gründen, um unsere Ziele für Selbsthilfe zu verwirklichen?
Zu dieser Frage, wie man sich vorstellen kann, gab es viele verschiedene Meinungen. Diese Fragen haben unter “ALLEN” Teilnehmern & Teilnehmerinnen des Barcamps für sehr viel Gesprächsstoff gesorgt und verschiedene Diskussionen entfacht. Diese Fragen wurden in den Arbeitsgruppen nochmals besprochen und auch analysiert.

Und ich möchte einige Arbeitsgruppen davon benennen die wir gebildet haben:

  • Bedürfnisse & Vernetzung der HIV-Positiven-Menschen & deren An- und Zugehörigen  
  • Vision der Positiven Selbsthilfe für 20XX
  • Selbstbild der Selbsthilfe
  • Aufklärung über HIV
  • Pro & Contra Woche der Selbsthilfe

Nun möchte ich Euch ein paar kleine, aber feine Einblicke in die Arbeitsgruppe „Vision der Selbsthilfe 20XX“ geben. Ich durfte ein Teil dieser Arbeitsgruppe sein und mir ist nicht bewusst gewesen, wie emotional dieser Tag für mich werden würde.
Der zweite Tag unseres Barcamps ist angebrochen und ich fühlte mich motiviert. Die Arbeitsgruppe hatte begonnen und es wurden Ideen bzw. Schlagworte erarbeitet, diskutiert und an eine Pinnwand gepinnt.
Dabei wurde mir folgende Frage gestellt: „Steffen, welches Bedürfnis hast Du an die Selbsthilfe?“ Ich schaute recht erschrocken drein und konnte mit dieser Frage zunächst nicht wirklich umgehen. Dann haben mir die Teilnehmer und Teilnehmerinnen unserer Arbeitsgruppe den Vorschlag gemacht, dass ich über die Frage während der Mittagspause nachdenken kann, um diese dann zu beantworten.
Die Mittagspause neigte sich langsam dem Ende zu und es gab im Speisesaal schon Kaffee und Kuchen am Buffet. Ich hatte mir Kaffee und Kuchen genommen und beides auf meinen Rollator gestellt und dann ist es passiert, ich bin aus heiterem Himmel umgefallen und knallte mit dem Hinterkopf auf den Boden im Speisesaal. Hierbei entstand ein riesengroßes Aufhebens, da alle, die es miterlebt hatten, einen kleinen Schock bekommen hatten.
Es wurde dann sofort eine Person benachrichtigt, die genau wusste, was in einer solchen Situation zu tun ist. (Dissoziative Zustände beziehen sich auf Trauma und stressbezogene Störungen) Diese eine Person hielt mir dann eine Art Riechöl unter die Nase und in Sekunden bin ich wieder im Hier und Jetzt gewesen. Als ich mich ein bisschen erholt hatte von meiner Dissoziation, ging ich wieder in meine Arbeitsgruppe und dann konnte ich die Frage, welche mir gestellt worden ist mit folgenden Worten beantworten:
Mein Bedürfnis an die Selbsthilfe ist, dass ich wusste, es kann passieren, dass ich einfach umfallen kann (obwohl die Situation nicht schön gewesen ist für mich), aber nachdem ich gespürt habe, ich fühle mich aufgehoben, da es Menschen gibt, die mir dann zu Hilfe kommen, dass das ist mein Bedürfnis an die Selbsthilfe ist!!

Der Tag neigte sich dem Ende zu und wir kamen zur Ergebnis-Runde zusammen, so dass alle Gruppen ihre Arbeit vorstellen konnten. Es war sehr spannend miterleben zu dürfen,welche Ergebnisse aus den verschiedenen Gruppen zu hören waren:

  • Vernetzung, Unterstützung & Erfahrungen austauschen in verschiedenen Bereichen, um sich auch besser kennenzulernen.
  • Aufklärung über HIV an Schulen
  • Neue Sichtweisen
  • Wir brauchen einen Dachverband
  • Selbsthilfe ist nicht mehr weg zu Denken
  • Alle positiven Menschen und deren Angehörigen (auch Kinder) mit einbeziehen
  • besseres Bild der Selbsthilfe gestalten & mehr Eigeninitiative zeigen
  • Verschiedene Arbeitsgruppen werden gebildet
  • mehr Transparenz von allen Vorständen 
  • Barcamp in Form einer Woche der Selbsthilfe jährlich zu wiederholen
  • Selbsthilfe Vereine sich gegenseitig zu unterstützen, z.B. bei CSD’s

An unserem letzten Tag des Barcamps sind wir zum Abschlussplenum zusammengekommen, um allen die Möglichkeit zu geben, eine Wortmeldung abzugeben.
Dabei waren wir uns alle einig, dass das Barcamp ein voller Erfolg gewesen ist. Hierbei wurde auch nochmal mit einer Wortmeldung unterstrichen, dass sich vieles verändern muss, um Neues zu erreichen und den stetigen Wandel dabei nicht außer Acht zu lassen. Genauso wurde von mehreren Teilnehmern & Teilnehmerinnen angemerkt, dass wir nur zusammen unter einem Dachverband mehr erreichen können.

An dieser Stelle möchte ich mich nicht nur beim Team der Akademie Waldschlösschen bedanken für die gute Verpflegung und für die schöne Zeit dort, sondern auch bei der Firma ViiV Healthcare und ProPlus Nord, die uns das Barcamp ermöglicht haben.

Liebe Grüße Euer Steffen
Mitglied von ProPlus Berlin