Aktionen,  Allgemein,  Leben mit HIV,  Verein

Ankündigung: Fachtag „(HIV-)Aktivismus trotz / nach Sars-CoV-2 – Wiederbelebung oder Neustart?“

von Christoph Schaal-Breite

Vieles hat sich in Bezug auf HIV und Aids und somit auch für Menschen mit HIV in den letzten rund 40 Jahren verändert. Die Lebenserwartung hat sich der von Menschen ohne HIV angeglichen und Dank der Medikamente können Menschen mit HIV nahezu ein selbstbestimmtes Leben führen. Was die Diskriminierung und Stigmatisierung von Menschen mit HIV jedoch betrifft hat sich in den letzten Jahren, so unsere Sicht, wenig verändert. Noch immer haben Menschen mit HIV Angst sich zu „outen“, da sie Ausgrenzung, Diffamierung, Diskriminierung und Stigmatisierung befürchten und befürchten müssen.

Dabei besteht die Gefahr der Diskriminierung und Stigmatisierung auf unterschiedlichen Ebenen und geschieht auf der persönlichen / gesellschaftlichen (individuellen), der strukturellen und der institutionellen Ebene statt. So beispielsweise auch noch immer im Gesundheitssystem. Hinzu kommt, neben der Diskriminierung aufgrund der HIV-Infektion, dass viele Menschen mit HIV intersektional Diskriminierung und Stigmatisierung erfahren.

Der Grund für die Diskriminierung und Stigmatisierung von Menschen mit HIV, so unsere Hypothese, liegt in den Bildern über HIV und Aids aus den 1980er-Jahren und die damit verbundenen (Aufklärungs)Kampagnen. Die Bilder von dahinsiechenden und vom Tod gezeichneten Menschen in Krankenhäusern, die Warnung vor der Ansteckung mit dem HI-Virus haben sich im gesellschaftlichen Gedächtnis so festgesetzt, dass eine Überschreibung durch die medizinischen Veränderungen und aktuellen wissenschaftlichen Fakten bisher kaum und nur sehr schwierig möglich war.

Aber genau hier setzen wir an und bleiben daran, genau diese „Überschreibung“ voranzutreiben. Wir wollen die neuen und aktuellen Bilder vom Leben und von Menschen mit HIV aufzeigen und über die wissenschaftlichen Fakten informieren. Dafür schaffen wir Räume, in denen sich Menschen mit und ohne HIV treffen können, um sich ungezwungen auszutauschen und kennenzulernen. Menschen, die bisher noch Bedenken und Vorurteile hatten, sollen in der persönlichen Begegnung erfahren, dass Menschen mit HIV nichts ist, wovor man Angst haben muss und die man diskriminieren muss.

Einen guten Einblick in die aktuelle Situation von Menschen mit HIV geben die Ergebnisse der Befragung „positive stimmen 2.0“. Diese zeigen unter anderem, dass
– es für 70% schwierig ist, anderen von der eigenen HIV-Infektion zu erzählen.
– 63% ihren HIV-Status verstecken.
– 25% Stigmatisierung verinnerlicht haben.
– 56% schon negative Erfahrungen im Gesundheitssystem haben machen müssen.

Diese Beispiele zeigen, dass es weiterhin Handlungsbedarf gibt und der Kampf gegen Diskriminierung und Stigmatisierung noch nicht vorbei ist. 

Die letzten über 1,5 Jahren Sars-CoV-2-Pandemie haben dabei im Aktivismus und der Selbsthilfe Spuren hinterlassen und uns vor besondere Herausforderungen gestellt. Zu Beginn der Pandemie zumeist erst völlig zum Stillstand bekommen haben wir im Laufe der Zeit geschaut, was möglich ist und dabei auch neue Ideen gedacht, neue Wege ausprobiert. Dieser Prozess ist aufgrund der bestehenden Pandemie und der damit verbundenen Auflagen / Maßnahmen weiter im Gange und wird uns noch einige Zeit begleiten.

In diesem Prozess des Überdenkens und Neudenkens kam dabei eine Frage auf: Wie wollen wir Aktivismus / Selbsthilfe leben und wohin muss es sich entwickeln, damit unsere Ziele erreicht werden können? Aktivismus und Selbsthilfe haben, so unsere Haltung, aktuell die Chance sich neu zu denken und gestalten und somit die Möglichkeit, für unseren Bereich, das Ende von Diskriminierung und Stigmatisierung von Menschen mit HIV voranzutreiben.

Deshalb wollen wir am 23.04.2022 zu einem Fachtag unter dem Titel „(HIV-)Aktivismus trotz / nach Sars-CoV-2 – Wiederbelebung oder Neustart?“ einladen. Aktivst*innen und Verantwortliche aus der HIV-Selbsthilfe sollen zusammenkommen und sich darüber austauschen welche Möglichkeiten wir in dieser Situation haben und wie wir Menschen wieder mehr erreichen und ansprechen können.

Programm (unter Vorbehalt):

Moderation: Marius Brinkmann

            9.00 Uhr        Begrüßung

            9.30 Uhr        Podiumsdiskussion: Was fehlt(e) mir in der Pandemie?

Was fehlte mir persönlich?
Was fehlte mir an Angeboten für PLHIV?
Was fehlte mir beim Aktivismus?
Nach über 1,5 Jahren soll eine Bestandsaufnahme gemacht werden. Welche Defizite wurden sichtbar – strutkurell und materiell, aber auch personell. Was konnte aufgrund der Einschränkungen nicht stattfinden und wieso nicht? Aber was hätte es vielleicht auch insbesondere in der pandemischen Situation gebraucht. Dabei geht es um die persönliche, aber auch die „fachliche“ Sicht. Auf Grundlage dieser „Ergebnisse“ sollen die Workshops stattfinden.

– auf dem Podium: Aktivist*innen von pro plus berlin e.V., angefragt Aktivist*innen von Afrikaherz, aus München, Blogger –

            11.00 Uhr      PAUSE

            11.30 Uhr      Workshop zu den Fragen: Wie konnten wir in den letzten Monaten Aktivismus leben?
Was können wir aus den letzten Monaten lernen?

Damit ein besserer Austausch stattfinden kann wird der Workshop in zwei Gruppen aufgeteilt. Zum einem soll damit mehr Austausch und eigener Sprechanteil ermöglicht werden. Zum anderen werden dadurch mehr Ideen und Ansatzpunkte (durch diesen intensiveren Austausch) erhofft. Hier soll es um den IST-Zustand gehen. Wo stehen wir gerade? Und was können wir aus dieser besonderen Zeit mitnehmen?

            13.00 Uhr      MITTAGSPAUSE

            14.00 Uhr      Workshop zu der Frage: Wie wollen wir zukünftig Aktivismus leben?

Auch hier soll aus oben genannten Gründen wieder in zwei Gruppen diskutiert werden. Dabei geht es in diesem Workshop um den SOLL-Zustand.  Nachdem sich bisher mit dem „Vergangenen“ beschäftigt wurde soll es hier um die Zukunft des Aktivismus gehen. Was wollen wir? Was brauchen wir? Dabei soll auch der Raum für scheinbar ungewöhnliche Ideen und  Neues sein. Was wünschen wir uns? Was brauchen wir? Sowohl um die Menschen zu erreichen, als auch um unsere Ziele zu erreichen.

            15.30 Uhr      Ergebnisse aus den Workshops

            16.00 Uhr      PAUSE

            16.30 Uhr      Podiumsdiskussion: (HIV-)Aktivismus – Wiederbelebung oder Neustart?

Auf Grundlage des bisher Besprochenen soll nun diskutiert werden, ob es sich bei der Zukunft des Aktivismus um eine Wiederbelebung des Bisherigen oder um die Chance und das Nutzen eines Neustarts handelt. Dabei soll, im Gegensatz zur ersten Podiumsdiskussion, hier das Plenum mit einbezogen werden. Aus den Ergebnissen der Workshops und dieser Podiumsdiskussion soll ein Zukunftsbild entworfen werden.
– auf dem Podium: Aktivist*innen von pro plus berlin e.V., angefragt Aktivist*innen von Afrikaherz, aus München, Blogger –

            18.00 Uhr      Verabschiedung

Der Fachtag findet statt im:
Novotel Berlin Am Tiergarten
Straße des 17. Juni 106 – 108
10623 Berlin

Das Novotel befindet sich direkt gegenüber das S-Bahnhofes Tiergarten (eine Station vom Bahnhof Zoologischer Garten und zwei Stationen vom Berliner Hauptbahnhof).

Ein Großteil der Kosten kann pro plus berlin e.V. durch Spenden und Fördergelder übernehmen. Zur Deckung der Kosten (und um eine Anmeldung auch verbindlicher zu machen) müssen wir eine Teilnahmegebühr erheben. (Reisekosten können NICHT erstattet werden!) Die Teilnahmegebühr staffelt sich wie folgt:
                                          
25,00 € / 40,00 €* (SoliBetrag) – nur Teilnahme am Fachtag
– Wasser und Saft während des FT
– Kaffee und Tee während des FT
– kleine Snacks während der Pausen
– Imbissbuffet mit Fingerfood zum Mittag

75,00 € / 90,00 €* (SoliBetrag) – FT + eine Übernachtung     
– siehe oben
– eine Übernachtung inkl. Frühstück

170,00 € / 185,00 €* (SoliBetrag) – FT + zwei Übernachtungen           
– siehe oben
– zwei Übernachtungen inkl. Frühstück

(Eine Übernachtung im Novotel kostet regulär 89,00 € im Einzelzimmer / Nacht.)

Die Anmeldung** für den Fachtag ist hier möglich.

Nach Abschluss der Anmeldung bekommt ihr eine Rechnung mit allen notwendigen Informationen zur Überweisung der Teilnahmegebühr. Erst nach Eingang der Überweisung auf dem Vereinskonto ist die Nach Abschluss der Anmeldung bekommt ihr eine Rechnung mit allen notwendigen Informationen zur Überweisung der Teilnahmegebühr. Erst nach Eingang der Überweisung auf dem Vereinskonto ist die Anmeldung endgültig abgeschlossen und die Anmeldung wird bestätigt. (Zur Durchführung des Fachtages setzen wir eine Mindestteilnehmendenzahl von 25 Personen voraus.)

Wir würden uns freuen viele Aktivist*innen und Vertreter*innen der Selbsthilfe in Berlin begrüßen zu können, damit wir unsere Arbeit gemeinsam vorwärtsbringen können!

*) Damit auch Menschen mit geringem finanziellem Hintergrund teilnehmen können haben wir den Grundbetrag so gering wie möglich gehalten. Um sich mit diesen Menschen zu solidarisieren und deren Teilnahme mit zu unterstützen können Menschen mit besserem finanziellem Hintergrund den sogenannten Soli-Betrag wählen.
**) Für den Fachtag gelten neben den AGB auch folgende Stornofristen, die sich an den entsprechenden Fristen des Tagungshotels orientieren:
Storno bis zum 11.03.2022                      = 100 % Erstattung
Storno vom 12.03.-01.04.2022                = 75 % Erstattung
Storno vom 02.-08.04.2022                      = 50 % Erstattung
Storno ab dem 09.04.2022                       = 0 % Erstattung